
Zürich, 28.06.2010
Lieber Fabian
Neue Arbeiten sind im Entstehen und auch bestehende Ansätze versuche ich jetzt weiter zu treiben. So auch die “M“-Serie von TVs, Bildschirmen, Compis, Handys, HDs, Beamer, Kameras... usw. usw. ; zusammengestellt zu Equipments ( diese Arbeit hat sich aus den Vogelkisten entwickelt).
Mich interessiert weiterhin die Frage des Mediums; d.h. mich interessiert was z.B. Zeichnung ist, was ein Bild ist ; was und wie „neue“ Medien (be-)wirken.
Dabei möchte ich möglichst einfach, konkret und „realistisch“ bleiben: Die Verfertigung von grossen Flachbild_TVs mit Oelfarbe und breitem Pinsel machen mir äusserst Spass und ich frage mich, wie ich diese Einfachheit weitertreiben kann.
(Ich werde versuchen in einer grossen Medien-Warenkette (Media_Markt oder Migros) die TVs auszustellen und zum Verkauf anzubieten; mit den Komikern von „schön & gut“ als Verkaufspersonal...)
Hier interessiert mich, ob du neue Denkansätze angetroffen hast in deinen Arbeiten und Recherchen – kurz, was dich beschäftigt.
Gruss
Peter
Toronto, 20.8.2010
Liebster Peter
Mir gefällt dein insistieren auf der Medialität und dem Equipment. Man könnte beinahe sagen, dass du ontologische Fragen aufwirfst. Denn es geht bei deiner Fragestellung, so scheint mir, nicht nur um die Gegenständlichkeit (WAS ist Bild, Zeichnung, neue Medien?), sondern du befragst eine bestimmte Seinsweise (was IST Bild, wie existiert etwas wenn wir von diesem als Medium oder Zeichnung sprechen?). Für mich berührt das stark Agambens Leseweise von Potentialität oder Vermögen und sein Plädoyer für ein in dem Sinne pures Vermögen, als es in keiner Beziehung zur Aktualisierung oder Realisierung steht. Aber eben gerade weil du auf der 'realistischen' Bildebene verbleibst, denkst du das Medium in seiner reinen Medialität. Ich habe gerade Agambens kleines Büchlein 'Profanierungen' gelesen, das ich dir sehr ans Herz legen kann. Vor allem das Kapitel zu Profanierungen selbst, aber auch all die anderen (z.B. zur Geste des Autors) sind sehr schön. Vielleicht profanierst du mit deiner Arbeit die allgegenwärtigen Bildschirme, um sie dem Apparatus des Spektakels zu entreissen. Nicht, um diesen zu zerstören, sondern um mit ihm zu 'spielen'. Wie auch immer, solche Gedanken regen deine Worte in mir an.
Herzlich und auf bald,
Fabian